Das Standardmodell beschreibt als relativistische Quantenfeldtheorie erfolgreich die starke, schwache und elektromagnetische Wechselwirkung der 6 Quarks und 6 Leptonen. Dennoch kann das Standardmodell nicht die gesuchte fundamentale Theorie der Naturgesetze sein, denn es enthält eine ganze Reihe freier Parametern und umfasst keine Quantentheorie der Gravitation.
Es gibt viele Ansätze für umfassendere Theorien, die über das Standardmodell hinausgehen. Dabei kristallisieren sich zwei wesentliche Grundelemente heraus, ohne die man nur schwer auszukommen scheint: Dualität und Supersymmetrie.
Dualität bedeutet, mehrere gleichwertige Formulierungen für eine einzige Quantenfeldtheorie zu haben. Eine dieser Formulierungen (die Störungsrechnung) besteht typischerweise in einer Reihenentwicklung in Potenzen einer Ladung oder Kopplungskonstante - nennen wir sie hier g. Die Formulierungen mit Hilfe von Feynmangraphen ist gerade eine solche Reihenentwicklungen. Nur wenn g deutlich kleiner als 1 ist, kann diese Formulierung funktionieren.
Es wäre nun schön, wenn man in Bereichen, in denen g groß ist, eine Reihenentwicklung in Potenzen von 1/g (statt g) finden könnte, denn eine solche Reihenentwicklung würde gerade für große Werte von g zu brauchbaren Resultaten führen. Diese zweite Reihenentwicklung wäre in dem Sinn dual zu der Reihenentwicklung in g, dass sie gerade dort anwendbar ist, wo die andere Reihenentwicklung versagt.
Man kann die Idee dieser Dualität am Beispiel der geometrischen Reihe
verdeutlichen. Betrachten wir die unendliche Summe
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Kommen wir nun zum zweiten wesentlichen Element, der
Supersymmetrie. Sie geht davon aus, dass es eine Symmetrie
zwischen Fermionen und Bosonen gibt, also zwischen Teilchen mit
halbzahligem und ganzzahligem Spin.
Entsprechend folgt daraus, dass zu jedem Fermion ein supersymmetrisches Partner-Boson
existieren muss und umgekehrt.
Hier sind einige potentielle supersymmetrische Partnerteilchen (SUSY-Teilchen) aufgelistet:
Teilchen | SUSY-Teilchen |
Quarks | Squarks |
Leptonen | Sleptonen |
Photon | Photino |
Gluon | Gluino |
W- und Z-Bosonen | Winos, Zino |
Higgs-Boson | Higgsino |
Die Supersymmetrie muss spontan gebrochen sein, denn sonst hätten die SUSY-Teilchen dieselben Massen wie die bisher bekannten Teilchen. Die SUSY-Teilchen müssen aber sehr viel schwerer sein als die gewöhnlichen Teilchen, denn sonst hätte man sie längst entdeckt.
SUSY-Teilchen können immer nur in Paaren erzeugt und vernichtet werden. Die Folge davon ist, dass das leichteste SUSY-Teilchen stabil sein muss. Dieses leichteste SUSY-Teilchen könnte einen wesentlichen Bestandteil der dunklen Materie im Universum bilden. Man hofft, am neuen LHC-Beschleuniger neben dem Higgs-Teilchen auch solche SUSY-Teilchen zu finden.
Es gibt einen besonders interessanten Ansatz für eine fundamentalere physikalische Theorie, die über das Standardmodell hinausgeht und die sowohl Supersymmetrie als auch Dualitäten umfasst: die sogenannte M-Theorie, die die fünf bekannten Stringtheorien zusammenfasst. Diese Stringtheorien benötigen eine zehndimensionale Raumzeit, um konsistente Quantentheorien zu liefern. Sechs der neun Raumdimensionen müssen dabei vermutlich sehr klein zusammengerollt sein, so dass sie bisher nicht auffallen:
Falls manche dieser Dimensionen nicht zu eng aufgerollt sind, sondern einen Einrollradius im Bereich Millimeter-Bruchteilen aufweisen, so könnte es instabile schwarze Mikrolöcher mit einer Masse deutlich unterhalb der Planckmasse geben (Werte oberhalb von 0,1 mm wurden bereits experimentell ausgeschlossen). Am Large Hadron Collider sucht man nach solchen schwarzen Mikrolöchern -- wenn man sie findet, wäre das ein Beweis für solche relativ großen Extra-Raumdimensionen. Mehr dazu im Buchkapitel und unten im Zusatzmaterial.
Die elementaren Objekte in der zehndimensionalen Raumzeit der Stringtheorie sind schwingende Strings (Fäden) mit einer Raumdimensionen, analog zu einem kleinen Faden.
Was weiß man über die M-Theorie? Man weiß, dass sie eine Raumdimension mehr als
die Stringtheorien benötigt, also zehn Raum- und eine Zeitdimension. Dies ist notwendig,
da eine weitere Theorie (die sogenannte Super-Gravitation) als Grenzfall
der M-Theorie auftreten muss. Weiter weiß man, dass die M-Theorie nicht nur Strings mit einer
Raumdimension beinhaltet, sondern auch zwei-, drei- und höherdimensionale Objekte (Branen).
Es ist jedoch bis heute nicht gelungen, die M-Theorie mathematisch vollständig
zu formulieren. Mehr zur M-Theorie und ihrer Verbindung zu Stringtheorie und Supergravitation im Buchkapitel.
"I don’t have any solution, but I certainly admire the problem" (Zitat von Ashleigh Brilliant)
"Even before string theory, especially as physics developed in the 20th century,
it turned out that the equations that really work in describing nature with the
most generality and the greatest simplicity are very elegant and subtle."
(Edward Witten in einem NOVA interview
Viewpoints on String Theory, July 2003)
"The more the universe seems comprehensible, the more it also seems pointless."
(Steven Weinberg in Dreams of a Final Theory: The Search for the Fundamental Laws of Nature (1993))
"Maybe nature is fundamentally ugly, chaotic and complicated. But if it's like that, then I want out."
(Steven Weinberg zitiert in Paul Steinhardt: Endless Universe, beyond the Big Bang, New York : Doubleday, 2007, S. 221)
a) Schwarze Mikro-Löcher und zusätzliche Raumdimensionen
b) String- und M-Theorie
Die Gravitationskraft nimmt im dreidimensionalen Raum quadratisch mit zunehmendem Abstand r ab. Man kann sich dies als Ausdünnung der Kraftfeldlinien vorstellen: Die radial von der gravitativen Masse ausgehenden Kraftfeldlinien durchstoßen im Abstand r eine gedachte Kugeloberfläche der Größe 4πr2, wobei wir uns vorstellen, dass sich ihre Durchstoßpunkte gleichmäßig darauf verteilen. Die Dichte der Durchstoßpunkte soll die Stärke der Kraft in diesem Abstand bestimmen. Vergrößert man den Abstand, so vergrößert sich quadratisch dazu die Kugeloberfläche und die Dichte der Durchstoßpunkte nimmt entsprechend quadratisch mit zunehmendem Abstand r ab.
Hätte der Raum nur zwei Dimensionen, so würden sich die Kraftfeldlinien nur auf einer zweidimensionalen Fläche ausbreiten und sie würden im Abstand r keine Kugeloberfläche, sondern einen Kreis durchstoßen. Entsprechend nähme ihre Dichte nur mit 1/r ab, d.h. die Gravitationskraft würde nur proportional mit 1/r abnehmen. Im dreidimensionalen Raum entspräche das der Gravitationskraft eines unendlich langen geraden massiven Drahtes.
Man kann sich nun folgende interessante Situation vorstellen: Nehmen wir an, der dreidimensionale Raum wäre von zwei parallelen Ebenen begrenzt, die den Abstand 2R voneinander haben, und nehmen wir an, dass sich die Kraftfeldlinien der Gravitation nur in diesem Raum zwischen den beiden Ebenen ausbreiten können. Mitten zwischen die beiden Ebenen setzen wir nun eine punktförmige Masse m1. Bei Abständen deutlich kleiner als dem Plattenabstand R merken die Feldlinien noch nichts von den Platten und breiten sich radial nach allen Seiten aus. Wenn wir die Zahl der Feldlinien gleich der felderzeugenden Masse m1 (in passender Einheit) setzen, so ist ihre Flächendichte ρ im Abstand r in diesem Bereich gegeben durch ρ = m1 / (4πr2) .
Schauen wir uns nun Abstände r an, die viel größer als der Plattenabstand 2R sind. Nun merken die Feldlinien die Begrenzung durch die beiden Platten und laufen parallel zu den Platten radial von der Masse weg, so als ob die sich nur noch in zwei Raumdimensionen bewegen könnten. Dabei durchstoßen sie einen Zylindermantel mit Fläche 2πr 2R = 4πr R . Da sich ihre Anzahl m1 nicht geändert hat, muss ihre Flächendichte dort durch ρ = m1 / (4πr R) gegeben sein. Im Vergleich zu kleineren Abständen ist im Term r2 gleichsam ein r-Faktor bei r=R eingefroren worden.
Man kann daraus das Kraftgesetz bei kleinen und großen Abständen (im Vergleich zu R) ableiten:
Bei Abständen, die klein gegenüber dem Plattenabstand R sind, gilt das normale Gravitationsgesetz:
F = G m1 m2 / r2 = G m2 4πρ
Auch bei großen Abständen (im Vergleich zu R) soll die Gravitationskraft durch die Flächendichte ρ der Kraftfeldlinien gegeben sein, also F = G m2 4πρ gelten. Damit erhalten wir dort
F = G m1 m2 / (r R)
Wir können nun erraten, was mit dem Gravitationsgesetz allgemein geschieht, wenn Raumdimensionen begrenzt werden: Pro begrenzter Raumdimension wird ein r auf den Begrenzungswert R eingefroren, sobald man in den nicht-begrenzten Dimensionen Abstände deutlich oberhalb dieses Begrenzungswertes betrachtet. Dabei ist es egal, ob die Begrenzung durch zwei Platten oder durch Einrollen geschieht.
Wir hatten in Kapitel 7.2 (Zusatzinformationen) das Gravitationsgesetz in drei Raumdimensionen mit Hilfe der Planckmasse mp folgendermaßen umgeschrieben:
F = (m1 m2 / mp2) hqc / r2
Nehmen wir nun an, wir hätten es mit n Zusatzdimensionen zu tun. Das Gravitationsgesetz in 3+n Raumdimensionen können wir dann schreiben als
Fn = (m1 m2 / mp,n2) hqc / r2 (lp,n / r)n
so dass die Gravitationskraft mit 1/r2+n abnimmt, entsprechend der nun größeren Verdünnung der Feldlinien. Die Stärke der Gravitation in diesen 3+n Raumdimensionen wird dabei durch eine neue Planckmasse mp,n und die daraus berechnete Plancklänge lp,n parametrisiert (sie enthalten die entsprechende Gravitationskonstante). Diese beiden Parameter wollen wir nun dadurch festlegen, dass wir die n neuen Raumdimensionen auf Abstände bis R begrenzen (z.B. einrollen) und in den drei übrigen unbegrenzten Raumdimensionen fordern, dass sich bei Abständen deutlich größer als R das normale Gravitationsgesetz mit der bekannten Stärke ergibt. Bei diesen Abständen müssen wir analog zu oben n mal den Abstand r durch R ersetzen, ihn also einfrieren. Es soll also bei großen r gelten:
Fn = (m1 m2 / mp,n2) hqc / r2 (lp,n / R)n = F = (m1 m2 / mp2) hqc / r2
so dass sich
mp2 = mp,n2 (R / lp,n)n = mp,n2 (R mp,n c / hq)n = mp,n2+n (R c / hq)n
ergibt. Freigestellt nach dem Radius haben wir
R = hq/c [ mp2 / mp,n2+n ]1/n = hqc (mp / mp,n)2/n 1/(mp,nc2)
Wenn wir am Large Hadron Collider (LHC) bereits schwarze Mikrolöcher erzeugen wollen, so müssen wir über die neue Planck-Masse mp,n kommen, denn nur dann wird der entsprechende Schwarzschildradius größer als die quantenmechanische Ortsunschärfe lp,n (siehe Kapitel 7.2; genau genommen müssten wir dazu noch den Schwarzschildradius für den Fall verborgener Zusatzdimensionen berechnen -- das Ergebnis lautet rsn+1 = 2/(n+1) lp,nn+1 m/mp,n , was bei n=0 unser bekanntes Ergebnis reproduziert; es stellt sich damit heraus, dass ein Schwarzes Loch mit m = mp,n ungefähr einen Schwarzschildradius der Größe lp,n besitzt, siehe z.B. Sabine Hossenfelder: What Black Holes Can Teach Us, Kap. 5, arXiv.org > hep-ph > arXiv:hep-ph/0412265). Am LHC können wir bis zu 2 mal 7 TeV erreichen -- wir setzen daher für die neue Planck-Masse versuchsweise 1 TeV ein. Die übliche Planckmasse mp hat ungefähr den Wert 1016 TeV , so dass wir
R = hqc (1016)2/n 1/(1 TeV) = 2 * 10− 4 fm 1032/n
haben. Für 1, 2, 3, oder 4 zusätzliche Raumdimensionen müsste die Begrenzung (Einrollradius) R dieser Dimensionen folgende Werte haben (sofern ich mich nicht verrechnet habe ... ):
(sollte ich mich hier verrechnet haben, wäre ich für eine Email sehr dankbar). Falls tatsächlich Extra-Raumdimensionen mit Einrollradien R deutlich oberhalb der gewohnten Planck-Länge lp existieren, so dürfen übrigens die anderen Wechselwirkungen davon nichts merken, sonst wäre das bereits aufgefallen. Sie bleiben auf 3 Raumdimensionen beschränkt. Nur die Gravitation bemerkt die relativ großen Extra-Dimensionen. Daher kann sie bei Abständen unterhalb von R deutlich stärker sein als wir es im dreidimensionalen Raum bemerken, denn erst ihre Verdünnung aufgrund der großen Extra-Dimensionen lässt sie dann im dreidimensionalen Raum bei Abständen oberhalb von R so schwach erscheinen, verglichen mit den anderen Wechselwirkungen. Entsprechend klein darf die neue Planckmasse mp,n sein.
Hier noch einige ergänzende Stichpunkte zur String- und M-Theorie, wobei ich beide Begriffe hier teilweise synonym verwende. Vieles davon findet man auch in den verschiedenen Veröffentlichungen von Edward Witten zu diesem Thema (siehe Literaturangaben am Kapitelende sowie Homepage of Edward Witten, Institute for Advanced Study, Princeton ). Weitere vertiefende Infos gibt es auch in Die Symmetrie der Naturgesetze, Kapitel 6.2: Stringtheorie.
Der Ursprung der Stringtheorie:
Stringtheorie was ursprünglich (1968 - 1974) dafür gedacht, die starke Wechselwirkung zu erklären. Schließlich bildet sich zwischen zwei Quarks ein Gluon-String aus, wenn man versucht, sie auseinanderzuziehen. Man stellte allerdings um 1974 fest, dass die Stringtheorie (anders als die QCD) nicht die passenden Eigenschaften für die starke Wechselwirkung aufweist, da sie beispielsweise masselose Spin-2-Teilchen voraussagt.
Für die Quantengravitation braucht man jedoch genau solche Teilchen (Gravitonen)! Also kam man auf die Idee, die Stringtheorie auf ihre Brauchbarkeit für die Quantengravitation und sogar für eine universelle Beschreibung aller Wechselwirkungen hin zu untersuchen (Michael Greene, John Schwarz, Lars Brink und andere). Es gelang nach ersten Schwierigkeiten im Jahr 1984 sogar, die Paritätsverletzung der schwachen Wechselwirkung in die Stringtheorie zu integrieren. Dazu war ein eleganter neuer Mechanismus notwendig, genannt anomaly cancellation (Anomalie-Aufhebung). Damit wurde es sogar möglich, viele Eigenschaften des Standardmodells zu reproduzieren, inklusive einer Quantengravitationstheorie (Stichwort: heterotische Strings). Das kann außer der String-Theorie bis heute keine andere Theorie!
Was für die Stringtheorie spricht:
Witten spielt dabei darauf an, dass man mit Differentialformen die Geometrie und Topologie eines gekrümmten Raums viel besser erfassen kann als mit skalaren Feldern, denn mit Differentialformen sind Linien- und Flächenintegrale möglich (wie bei elektromagnetischen Feldern), mit skalaren Feldern dagegen nur Volumenintegrale. Ähnlich erweitert die Supersymmetrie die geometrische Empfindlichkeit einer Quantenfeldtheorie auf natürliche Weise.
Allerdings überträgt sich die Frage, was denn die Teilcheneigenschaften bestimmt, damit auf den Raum selbst, beispielsweise auf die Art, wie die meisten der Raumdimensionen eng zusammengerollt sind -- dies legt nämlich die Schwingungen in Richtung dieser Raumdimensionen fest. So ganz sind wir also noch nicht aus dem Schneider!
Es gibt sogar die Vermutung, dass sehr viele Einrollmöglichkeiten im Prinzip realisierbar sind. In der Quanten-Stringtheorie entspricht dies den verschiedenen möglichen Vakuum-Zuständen. Womöglich wäre es dann nur einem Zufall im Urknall zu verdanken, dass die Zusatzdimensionen unseres sichtbaren Universums ausgerechnet so eingerollt ist, dass sich die von uns beobachteten Naturgesetze ergeben, beispielsweise die Massen und Ladungen der Quarks und Leptonen. Wir leben dann eben zufällig genau in dem Teil des Multi-Universums, der die passenden Parameter für die Entstehung von Leben bietet, sonst gäbe es uns nicht (Anthropisches Prinzip).
Steven Weinberg hat diese Möglichkeit einmal mit der Frage nach den Planetenbahnen verglichen. In früheren Jahrhunderten glaubte man, die Abstände der Planetenbahnen von der Sonne entsprächen einem höheren göttlichen Gesetz, das es aufzudecken gelte. Heute wissen wir, dass sie einfach nur durch einen Zufall gerade so entstanden sind, wie wir sie vorfinden, und dass andere Sonnensysteme auch andere Planetenabstände aufweisen werden. Es gibt gar kein höheres Gesetz, dass die Planetenabstände festlegt. Es wäre schon etwas desillusionierend, wenn dies auch beispielsweise für die Parameter des Standardmodells gelten würde.
Die Frage nach dem Grundprinzip der Stringtheorie:
Anders als die allgemeine Relativitätstheorie oder Eichtheorien basiert die Stringtheorie nicht auf einem allgemeinen Grundprinzip wie beispielsweise dem Äquivalenzprinzip Einsteins oder dem Prinzip der lokalen Eichinvarianz. Sie fußt vielmehr auf einer einfachen Grundidee: Punktförmige Teilchen werden durch winzige eindimensionale Strings ersetzt -- eine naheliegende Idee, denn in jeder lokalen Quantenfeldtheorie der Gravitation führt die Punktförmigkeit von Teilchen zu unüberwindlichen Problemen (fehlende Renormierbarkeit).
Ausgehend von dieser String-Idee versuchte man nun Schritt für Schritt, die Forderungen der Relativitätstheorie und der Quantentheorie konsistent zu berücksichtigen. Die Quanten-Stringtheorie wurde dabei im Laufe mehrerer Jahrzehnte Stück für Stück immer weiter entwickelt, wobei sich langsam ein konsistentes Gesamtgebilde zu formen scheint. Dabei ergeben sich gleichsam nebenbei eine ganze Reihe von Voraussagen und Bedingungen, die erfüllt sein müssen: Gravitation, zusätzliche Raumdimensionen, Supersymmetrie. Keine andere Theorie kann das in diesem Maße und erzwingt eine bestimmte Anzahl an Raumdimensionen, erzwingt die allgemeine Relativitätstheorie als Grenzfall und erzwingt die Existenz der Supersymmetrie (siehe auch oben).
Bis heute kennt aber niemand das Grundprinzip, auf dem dieses Gebäude ruht (es muss mehr sein als nur die einfache Grundidee der Strings). Es ist eine der großen Herausforderungen der Physik dieses Jahrhunderts, dieses Grundprinzip zu finden.
Irgendwie muss dieses Grundprinzip etwas mit den zwei Unschärfen zu tun haben, die die Basis der Stringtheorie bilden: die Quantenunschärfe und die Stringunschärfe. Hier ist mehr dazu:
Quanten- plus String-Unschärfe -- die Basis der M-Theorie:
Die Stringtheorie enthält nur einen einzigen freien Parameter: die Stringspannung T. Ihr Wert ergibt sich aus der Forderung, dass sich im klassischen Niederenergie-Grenzfall u.a. Newtons Gravitationsgesetz mit der richtigen Gravitationskonstanten G ergeben muss. T ist also durch G festgelegt. Mit Hilfe von hq und c kann man T in eine andere Größe α' (siehe Witten sowie unten) umrechnen, die ungefähr den Wert α' = (10−32 cm)2 besitzt, also grob ungefähr das Quadrat der Plancklänge lp . Die Stringgröße liegt typischerweise genau in dieser Größenordnung von 10−32 cm.
Für die heute experimentell erreichbaren Energien sind Strings praktisch punktförmig wie Teilchen. Der Parameter α' führt allerdings bei sehr kleinen Längenskalen zu einer Art von räumlicher Unschärfe: es gibt keine punktförmigen Teilchen mehr. Im Buchkapitel hatten wir ein Beispiel für diese räumliche Unschärfe gesehen: rollt man eine Raumdimension kleiner als etwa α' ein, so ist die Stringtheorie dual zu einer Stringtheorie mit einer eingerollten Raumdimension oberhalb von α'. In diesem Sinn ist α' die Unschärfe des Raums selbst -- kleinere Längenskalen sind physikalisch bedeutungslos.
Die Situation weist eine gewisse Ähnlichkeit mit der quantenmechanischen Unschärferelation auf, deren Größe durch das Planck'sche Wirkungsquantum hq gegeben ist: Δp Δx > hq (den relativ unwichtigen Faktor 1/2 lassen wir bei der folgenden eher qualitativen Diskussion einfach weg). Freigestellt nach Δx haben wir Δx > hq / Δp . Bei sehr großen Impulsunschärfen (also auch großen Impulsen) erreicht man so sehr kleine Ortsunschärfen, also sehr kleine Wellenpakete.
In der Stringtheorie kommt eine zweite Ortsunschärfe hinzu: Bei sehr großen Impulsen (und Energien) wachsen die Strings, und man sieht keine kleineren Abstände mehr, sondern größere Strings. Qualitativ sieht die Unschärferelation dann ungefähr so aus:
Δx > hq / Δp + α' Δp / hq
(siehe Edward Witten: Reflections on the fate of spacetime). Zu ähnlichen Ergebissen sind wir in Buchkapitel 8.1 gekommen, also wir uns Gedanken über die maximal mögliche Genauigkeit einer Ortsmessung gemacht haben.
Es gibt also in der Stringtheorie zwei Quellen für die Orstunschärfe: Quanteneffekte und damit hq sowie Stringgrößen und damit α'. Die Quantenunschärfe (also das Wellenpaket) kann man bei sehr großen Impulsunschärfen sehr klein machen, aber irgendwann wird der String größer als das Wellenpaket.
Historisch wurde die Stringtheorie so entwickelt: Erst wurde α' eingeführt, d.h. punktförmige Teilchen wurden durch Strings ersetzt, so dass diese Form der Unschärfe der Startpunkt ist. Man kann damit entsprechende klassische Stringtheorien formulieren (also ein sogenanntes Wirkungsfunktional und entsprechende klassische Bewegungsgleichungen für Strings, siehe unten). Aufbauend auf dieser klassischen Stringtheorie formuliert man entsprechende Quantentheorien, d.h. man führt hq und die zugehörige Quantenunschärfe ein. Es ergeben sich dadurch zunächst fünf scheinbar verschiedene Quanten-Stringtheorien (siehe Buchkapitel).
Nun stellte sich heraus, dass diese Quanten-Stringtheorien über Dualitäten (ein Quanten-Phänomen) miteinander verbunden sind, also nur verschiedene Grenzfälle einer einzigen Quanten-Stringtheorie darstellen -- die sogenannte M-Theorie. Die M-Theorie selbst ist über den gerade beschriebenen Weg (erst Stringunschärfe, dann Quantenunschärfe) aber bisher nicht konstuierbar. Um sie zu formulieren, muss man vermutlich zugleich beide Unschärfen hq und α' berücksichtigen (also nicht nacheinander). Man kann nicht erst eine klassische Stringtheorie mit α' und danach eine quantisierte Version davon mit hq konstruieren -- das ergibt die fünf Grenzfälle. Die Dualitäten, die diese fünf Grenzfälle miteinander verbinden, mischen die beiden Unschärfen α' und hq in einer vollkommen neuen Weise, die man in der sonst bekannten Physik so nicht kennt (siehe Edward Witten: Reflections on the fate of spacetime). Daher muss man offenbar direkt über eine Quantentheorie nachdenken, die beide Unschärfen enthält und die diese Dualitäten als Symmetrieprinzip enthält. Wer weiß -- vielleicht ergibt sich so letztlich auch ein tieferes Verständnis der Quantentheorie, deren physikalische Interpretation immer noch ihre Schwierigkeiten aufweist. Womöglich ergeben erst beide Unschärfen (Quanten- sowie String-Unschärfe) gemeinsam ein konsistentes Gesamtbild. Dieses Gesamtbild zu finden ist die große Herausforderung für das einundzwanzigste Jahrhundert!
In Witten: Magic, Mystery, and Matrix findet man noch folgende interessante Sichtweise:
Die Quantenunschärfe, also die Ersetzung von Teilchenbahnen durch Wellenpakete, konnte in der nichtrelativistischen Quantenmechanik die Instabilität des Wasserstoffatoms verhindern (klassisch würde ja das Elektron in das Proton stürzen, siehe Buchkapitel 2.1 ).
Nimmt man die spezielle Relativitätstheorie hinzu, so entsteht das Problem der Unendlichkeiten in Feynmangrafen mit inneren Schleifen. Dieses Problem hat seine Ursache in der Berücksichtigung sehr großer Impulse in den Schleifen. Man kann es auch anders ausdrücken: Das Problem entsteht dadurch, dass die verschiedenen Vertices einer Schleife am selben Raumzeitpunkt liegen können. Letztlich liegt die Ursache also darin, dass zwei punktförmige Teilchen in der Quantenfeldtheorie sich beliebig nahe sein können. Die Quantenunschärfe hilft hier nur insofern, dass man das Problem bei den Wechselwirkungen des Standardmodells durch das Renormierungsverfahren umgehen kann.
Nimmt man weiter die Gravitation hinzu, so funktioniert das Renormierungsverfahren nicht mehr. Die Nichtlinearität der Einsteinschen Feldgleichungen verhindert den Aufbau einer renormierbaren Quantenfeldtheorie mit punktförmigen Teilchen und Feldquanten (Gravitonen). Die Quantenunschärfe ist hier mit ihren Möglichkeiten am Ende. Nimmt man jedoch die Stringunschärfe hinzu, ersetzt also punktförmige Teilchen durch Strings, so gelingt die Quantenbeschreibung der Gravitation. Beide Unschärfen sind also notwendig, will man zu einer grundlegenden Theorie der Natur inclusive Gravitation vordringen.
Links: Die Quantenfeldtheorie betrachtet Teilchen als Punktförmig, so dass sie in Feynmangraphen durch
Linien dargestellt werden (die Zeit läuft nach oben). An den punktförmigen Vertices können dabei andere Teilchen
ankoppeln, entstehen und vergehen. Dabei bestimmt ein freier dimensionsloser
Parameter, die Ladung oder Kopplungskonstante,
wie groß die Wahrscheinlichkeit für diesen Vorgang ist.
Rechts: In der Stringtheorie bewegen sich eindimensionale Strings durch den Raum.
In der Grafik ist ein geschlossener String (eine Schlaufe) gezeigt, wobei die Zeit wieder nach oben
fortschreitet. Dabei entsteht eine zweite Stringschlaufe, indem sich die ursprüngliche Stringschlaufe in der
Mitte einschnürt und teilt. Es gibt dabei keinen punktförmigen Vertex, so dass die in der Raumzeit
durchlaufene Fläche vollkommen glatt ist. Man sagt auch, das Feynmandiagramm
wird geglättet (engl. smoothed out). Daher braucht man auch keine Kopplungskonstante, sondern
die Dynamik des Strings selbst (also speziell die Stringspannung) legt den Ablauf vollkommen fest.
Bildquelle:
Wikimedia Commons File:World lines and world sheet.svg, dort gemeinfrei
Hier ist ein schönes Beispiel, was für Auswirkungen Quanten- plus String-Unschärfe
gemeinsam haben können (siehe Witten: Magic, Mystery, and Matrix):
Welche Topologie hat die Raumzeit? Sobald man die Stringunschärfe hinzunimmt, verliert diese Frage in der Quanten-Stringtheorie zum Teil ihren Sinn, denn die Stringunschärfe verschmiert die klassische Geometrie der Raumzeit. Es gibt zwar durchaus Stringkonfigurationen, für die eine bestimmte Raumzeitgeometrie eine gute Näherung darstellt -- diese Stringkonfigurationen besitzen räumlich und zeitlich große Ausdehnungen, so dass die winzigen Strings keine Rolle mehr spielen und der Grenzfall sehr kleiner α' Sinn macht. Solche Raumzeiten können aber im Lauf der Zeit schrumpfen, so dass Quanten- und Stringunschärfe wichtig werden. Später können sie wieder anwachsen, so dass nun eine andere Raumzeitgeometrie eine gute Näherung ist, womöglich sogar mit anderer Topologie. Man spricht auch von Topologie-Übergängen. Irgendwo zwischen diesen beiden Raumzeit-Geometrien gibt es String-Zwischenzustände, die keiner scharfen Raumzeit-Geometrie mehr entsprechen und für die der Grenzfall sehr kleiner α' keinen Sinn mehr macht.
Ähnlich ist es mit den 5 verschiedenen Stringtheorien, die man zunächst entdeckt hatte. Ohne die Quantenunschärfe sind sie verschieden, aber wenn Quanten- und Stringunschärfe beide berücksichtigt werden, so kann man zwischen ihnen mit Hilfe der Dualitäten interpolieren. Hier haben wir wieder die doppelt-unscharfe Zwischenregion, die es zu verstehen gilt.
Fazit: So wie die Quantenunschärfe Teilchenbahnen unscharf macht, so macht die Stringunschärfe die Raumzeit selbst unscharf. Die mathematische Struktur dieser doppelt-unscharfen Raumzeit (Quanten- plus String-Unschärfe) gilt es in der M-Theorie zu erfassen.
Die mathematische Basis der Stringtheorie als Quantentheorie:
(für Leser mit mathematisch-physikalischen Vorkenntnissen)
Auch wenn man die Bedeutung der beiden Unschärfen (siehe oben) noch nicht voll erfasst hat, so gibt es dennoch mächtige mathematische Werkzeuge, mit denen sich String- und M-Theorie erforschen lassen. Ein zentrales Werkzeug ist dabei die zweidimensionale konforme Quantenfeldtheorie.
Wie kommt man darauf? Ausgangspunkt ist die Pfadintegral-Formulierung der Quantentheorie nach Richard Feynman. Demnach ordnet man jeder denkbaren klassischen Stringkonfiguration (Stringflugbahn in der Raumzeit) eine Amplitude ei S / hq zu und summiert (integriert) dann diese Amplituden über alle relevanten klassischen Stringkonfigurationen auf (siehe Zusatzinfos zu Kapitel 5.5 ). Dabei ist S die sogenannte Wirkung der Stringkonfiguration.
Die Wirkung eines Strings, der sich im Lauf der Zeit auf bestimmte Weise durch den Raum bewegt, ergibt sich als Verallgemeinerung der Wirkung eines punktförmigen Teilchens aus der allgemeinen Relativitätstheorie. Bis auf den Vorfaktor − mc2 (m = Teilchenmasse) ist diese Wirkung gleich der Eigenzeit τ, die das Teilchen während seiner Bewegung verstreichen sieht: S = − mc2 ∫ dτ , wobei das Integral über die Bahn des Teilchens in der Raumzeit geht. In der speziellen und allgemeinen Relativitätstheorie nimmt das Teilchen zwischen zwei Raumzeitpunkten immer diejenige Bahn mit der größten Eigenzeit (entsprechend dem klassischen Prinzip der kleinsten Wirkung). In der Quantentheorie trägt dagegen jede mathematisch mögliche Bahn eine Amplitude ei S / hq zur Gesamtamplitude bei.
In der Stringtheorie verallgemeinert man dies nun: An die Stelle der Teilchen-Ruheenergie mc2 tritt für jedes kleine Stringstück dessen Ruheenergie T ds , wobei T die Stringspannung (Energie pro Länge) und ds die Bogenlänge des Stringstücks ist: S = − T ∫ ds dτ . Dabei wird über die Fläche integriert, die der String in der Raumzeit überstreicht.
Man kann die Stringspannung T (Energie pro Stringlänge) noch in die
von Witten verwendete Konstante α' (Dimension: Länge2) umrechnen:
T =: hqc / α' .
Das ergibt:
S = − T ∫ ds dτ
= − hqc / α' ∫ ds dτ
= − hq/α' ∫ ds cdτ
Diese Wirkung kann man noch weiter umformulieren. Mehr dazu siehe auch in
Die Symmetrie der Naturgesetze, Kapitel 6.2: Stringtheorie.
Witten gibt schließlich in Reflections on the fate of spacetime folgende Formel an:
S = − hq/(2α') ∫ dσ2 ∑μνk gμν dxμ/dσk dxν/dσk |
Dabei liefern die Raumzeitkoordinaten-Funktionen xμ(σ1,σ2) eine Parametrisierung der Stringfläche, die der String in der Raumzeit durchläuft, σ1 = c τ und σ2 = s sind die beiden entsprechenden rellen Parameter (Eigenzeit und Bogenlänge), dσ2 = dσ1 dσ2 ist das Flächenelement auf der Stringfläche und gμν ist die relativistische Raumzeitmetrik. Das Integral läuft über gesamte Stringfläche in der Raumzeit. Im Integral steht also letztlich die Summe der Raumzeitmetriken der beiden Tangentialvektoren an der Stringfläche.
Vergleicht man diese Wirkung mit den entsprechenden Formeln in der QED, QCD etc., so findet man dort anstelle der Stringkoordinaten σ1 und σ2 die 4 Raumzeitkoordinaten und anstelle der Stringparametrisierung xμ(σ1,σ2) die Felder (z.B. die elektromagnetischen Felder). Umgekehrt kann man die obige Wirkung daher auch als die Wirkung einer Feldtheorie interpretieren, welche die Felder xμ(σ1,σ2) in einem zweidimensionalen Raum mit Koordinaten σ1 und σ2 beschreibt. In diesem Sinne entsteht in der Stringtheorie eine zweidimensionale Quantenfeldtheorie mit besonderen Eigenschaften, die sich nun mit den etablierten Standardwerkzeugen untersuchen lassen, die man aus der Quantenfeldtheorie kennt.
Die dynamischen Größen in dieser zweidimensionalen Feldtheorie sind die Felder xμ(σ1,σ2) , die ihren Ursprung in der Stringfläche in der Raumzeit haben. Eigenschaften dieser Raumzeit übertragen sich daher in bestimmte Eigenschaften der zweidimensionalen Feldtheorie. So kann in der obigen Formel die metrische Matrix gμν auch die gekrümmte Raumzeit der allgemeinen Relativitätstheorie repräsentieren und so eine zweidimensionale Quantenfeldtheorie festlegen. Man braucht nun nur noch diese zweidimensionale Quantenfeldtheorie, um beispielsweise String-Feynmangraphen zu berechnen -- die ursprüngliche gekrümmte Raumzeit spielt keine direkte Rolle mehr, und man kann sagen, dass sie in diesem Sinne für die weitere Theorie überflüssig geworden ist.
Während man in der üblichen Quantenfeldtheorie über die Raumzeit und die darin enthaltenen Felder spricht, so befasst man sich in der Quanten-Stringtheorie nur noch mit der zweidimensionalen Quantenfeldtheorie, die diese Raumzeitinformation gleichsam verschlüsselt enthält. So werden beispielsweise die Einstein-Gleichungen, die die Dynamik der Raumzeit in der allgemeinen Relativitätstheorie bestimmen, in der zweidimensionalen Quantenfeldtheorie durch die sogenannte konforme Invarianz repräsentiert (diese sagt aus, dass die Längenskala entlang des Strings frei verändert werden kann). Zwei verschiedene Raumzeiten können sogar zur selben zweidimensionalen Quantenfeldtheorie führen und sind damit nach Einschalten der Quanten- plus Stringunschärfe nicht mehr unterscheidbar. Wir hatten dieses Phänomen bereits weiter oben angesprochen (Stichwort Topologie-Übergänge), man kann aber auch an die im Buchkapitel angesprochene T-Dualität denken. Mehr dazu siehe Edward Witten: Reflections on the fate of spacetime.
Supersymmetrie:
(für Leser mit mathematisch-physikalischen Vorkenntnissen)
Am Schluss noch eine Anmerkung zur Supersymmetrie. Wie passt diese in den obigen Rahmen? Ganz einfach: Man muss neben den bosonischen Felder xμ(σ1,σ2) auch fermionische Felder ψμ(σ1,σ2) in die Wirkung mit einbauen, und zwar so, dass sich eine Symmetrie beim Austausch von bosonischen und fermionischen Feldern ergibt. Der mathematische Unterschied zwischen diesen beiden Feldtypen besteht darin, dass sich in einem Produkt zwei bosonische Felder wie gewohnt einfach vertauschen lassen, während das Vertauschen zweier fermionischer Felder einen Vorzeichenwechsel bewirkt (man denke an das Pauli-Prinzip für Fermionen). Mathematisch hat man es daher mit einer sogenannten Grassmann-Algebra zu tun, die den Begriff der Multiplikation passend erweitert. Da die bosonischen Felder xμ ihren Ursprung in den Raumzeitkoordinaten des Strings hatten, kann man umgekehrt die Einführung der fermionischen Felder ψμ so interpretieren, als hätte man den üblichen Raumzeitkoordinaten formal weitere sogenannte Grassmann-Koordinaten hinzugefügt. Supersymmetrie operiert nun in diesem erweiterten Raum aus Raumzeit- und Grassmann-Koordinaten.
Weitere Informationen zur Supersymmetrie findet man in Die Symmetrie der Naturgesetze, Kapitel 6.1: Supersymmetrie.
Weitere Informationen zur Stringtheorie findet man in Die Symmetrie der Naturgesetze, Kapitel 6.2: Stringtheorie.
Literatur:
last modified on 06 November 2010